Nahrungsmittelallergien im Jugend- und Erwachsenenalter

Definition Nahrungsmittelallergie allgemein

Die Nahrungsmittelallergie oder Lebensmittelallergie ist eine spezielle Form der Nahrungsmittelunverträglichkeit. Sie ist gekennzeichnet durch eine spezifische Überempfindlichkeit gegen bestimmte Stoffe, die in Lebensmitteln enthalten sind und mit der Ernährung aufgenommen werden.

Klassifikation nach ICD-10

K52.2 Allergische und alimentäre Gastroenteritis und Kolitis
-Gastroenteritis oder Kolitis durch Nahrungsmittelallergie

L27.2 Dermatitis durch aufgenommene Nahrungsmittel

T78.0 Anaphylaktischer Schock durch Nahrungsmittelunverträglichkeit

ICD-10 online (WHO-Version 2016)

Symptome und Beschwerden Nahrungsmittelallergie allgemein

Nahrungsmittelallergien äußern sich in Schleimhautschwellungen im gesamten Mund-, Nasen- und Rachenraum sowie dem Anschwellen der Zunge. Symptome im Magen-Darm-Trakt (z. B. Übelkeit, Erbrechen, Blähungen und Durchfall) kommen hinzu. Nahrungsmittelallergien können aber auch zu Reaktionen der Atemwege oder der Haut führen: Die Bronchien verengen sich (allergisches Asthma) und die Haut reagiert mit einem Ausschlag (atopisches Ekzem, Juckreiz, Nesselsucht). Im Extremfall ist ein anaphylaktischer Schock möglich.

Nahrungsmittelallergien im Jugend- und Erwachsenenalter

Nahrungsmittelallergien im Jugend- und Erwachsenenalter sind häufig sekundäre Nahrungsmittelallergien infolge von Kreuzallergien. Beim oral allergy syndrome (OAS) bei Birkenallergikern liegt eine Sensibilisierung gegen das Hauptallergen im Birkenpollen vor. Die in den Pollenkörnern enthaltenen Eiweiße ähneln in ihrer Zusammensetzung denen im Apfel. Betroffene reagieren nicht nur auf die Eiweiße in Birkenpollen, sondern auch auf strukturell ähnlich aufgebaute Proteine im Apfel mit allergischen Symptomen. Wer auf Frühblüher wie Birke, Erle oder Hasel allergisch reagiert, zeigt häufig auch Symptome beim Verzehr von Lebensmitteln, die strukturell ähnliche aufgebaute Proteine enthalten.

Zudem gibt es auch im Jugend- und Erwachsenenalter „echte“ Sensibilisierungen gegen Nahrungsmittel. Besonders schwerwiegend ist die Erdnussallergie. Erdnussallergene können bei betroffenen Allergikern zu starken allergischen Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock führen. Oft ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, ob ein Lebensmittel Erdnüsse bzw. Erdnussbutter enthält (Eiscremes, Dessertcremes, Müslimischungen, Schokoriegel, etc.). Auf der Verpackung muss daher immer deklariert werden, wenn Erdnüsse enthalten sind.

Ursachen

Der wiederholte Konsum bestimmter Lebensmittel führt zu einer Antigen-Antikörper-Reaktion. Die genaue Ursache dafür ist unbekannt. Fast alle Nahrungsmittelallergiker zeigten vor ihrer Diagnose andere allergische Beschwerden wie Heuschnupfen, Asthma oder allergisch bedingte Hautentzündungen.

Die sogenannte Hygienehypothese besagt, dass aufgrund von übertriebener Hygiene in der frühen Kindheit das Immunsystem unterfordert ist und damit die Entstehung einer Allergie gefördert wird. Aber auch der frühe Konsum von Medikamenten und exotischen Früchten werden als Ursachen einer Allergie diskutiert.

Verbreitung

Bei Erwachsenen treten Nahrungsmittelallergien in etwa 1 bis 5% der Fälle auf, bei Kindern in etwa 5 bis 10% der Fälle. Nahrungsmittelintoleranzen kommen mit durchschnittlich etwa 30% deutlich häufiger vor.

Auslöser

Grundsätzlich kann jedes Lebensmittel – bzw. dessen Inhaltsstoffe – allergen wirken.

Folgende 14 Zutaten (und daraus gewonnene Erzeugnisse) müssen laut EU-Richtlinie 2007/68/EG vom 27. November 2007 als mögliche Auslöser von Lebensmittelallergien und -unverträglichkeiten auf verpackten Lebensmitteln angegeben werden, da sie am häufigsten zu allergischen Reaktionen vom sogenannten Soforttyp führen:

  • Glutenhaltige Getreide (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel, Kamut oder deren Hybridstämme)
  • Eier
  • Erdnüsse
  • Fische
  • Krebstiere
  • Lupinen
  • Milch (einschließlich Laktose)
  • Schalenfrüchte, d. h. Mandeln, Haselnüsse, Walnüsse, Cashewnüsse, Pekannüsse, Paranüsse, Pistazien, Makadamianüsse und Queenslandnüsse
  • Schwefeldioxid und Sulfite in Konzentrationen von mehr als 10 mg/kg oder 10 mg/l, ausgedrückt als SO2.(Hierbei handelt es sich um eine Pseudoallergie)
  • Sellerie
  • Senf
  • Sesamsamen
  • Sojabohnen
  • Weichtiere (z. B. Muscheln, Schnecken, Tintenfische)

Diagnose

Durch das Führen eines Ernährungs- und Beschwerdetagebuches kann der zeitliche Zusammenhang zwischen Aufnahme des potenziell unverträglichen Nahrungsmittels und den Symptomen aufgedeckt werden. Am besten beginnt man mit einer Basisdiät mit einigen – vermutlich verträglichen – Lebensmitteln und erweitert die Ernährung alle paar Tage um ein weiteres Lebensmittel. Mit dieser Methode können nicht-immunologische Nahrungsmittelreaktionen (z. B. Nahrungsmittelintoleranzen) erfasst werden.

Wird ein bestimmtes Lebensmittel als unverträglich eingestuft, sollte eine mehrwöchige Ausschlussdiät mit Meidung des Nahrungsmittels sowie eine anschließende Provokationsdiät erfolgen. Ausschlussdiät und Provokationsdiät werden für die einzelnen Lebensmittel jeweils nacheinander durchgeführt. Ein weiteres empfohlenes diagnostisches Verfahren ist die Rotationsdiät, bei der potenziell allergieauslösende Nahrungsmittel in einem bestimmten Turnus verzehrt werden.

Besteht der Verdacht gegen ein bestimmtes Nahrungsmittel kann der Arzt Allergietests zur weiteren Diagnose durchführen:

  • Hauttests mit verschiedenen Nahrungsmittelextrakten (z. B. Prick-Test)
  • Bestimmung des Gesamt-IgE im Serum
  • Bestimmung von allergenspezifischen IgE-Antikörpern im Serum (z. B. RAST-Test)
  • Bestimmung von allergenspezifischen IgE-Antikörpern in verschiedenen Abschnitten des Verdauungstraktes
  • Methylhistamin-Bestimmung im 24-Stunden-Urin während einer üblichen Ernährung und danach zum Vergleich während einer mehrtägigen, wenig allergenen Kartoffel-Reis-Diät

Vorbeugung

Zur Vorbeugung von Lebensmittelallergien sollten nicht zu oft und vor allem nicht täglich die gleichen Lebensmittel gegessen werden.

Therapie

Liegt eine diagnostizierte Nahrungsmittelallergie vor, dann muss das entsprechende Lebensmittel vom Speiseplan gestrichen und die Ernährung entsprechend umgestellt werden.

Pollenassoziierte Nahrungsmittelallergien können mit einer spezifischen Immuntherapie behandelt werden.

Leitlinien zum Thema:

Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/061-031l_S2k_Management_IgE-vermittelter_Nahrungsmittelallergien_2016-06-verlaengert.pdf

Nahrungsmittelallergie infolge immunologischer Kreuzreaktivitäten mit Inhalationsallergenen

Quellen

Wikipedia

Allum

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