Basiswissen Atopische Dermatitis

Risikokinder

Bei der der Neurodermitis-Prävention müssen Risikokinder von Kindern ohne erhöhtes Allergierisiko unterschieden werden. Dabei geht man davon aus, dass für Kinder ein erhöhtes Allergie-Risiko besteht, wenn mindestens ein Elternteil und/oder ein Geschwisterkind Asthma, Heuschnupfen oder Neurodermitis haben.

Sowohl für Risikokinder als auch für Kinder ohne besonderes Risiko gilt, dass Stillen in den ersten 4-6 Lebensmonaten präventive Effekte hat. Diese sind auch nach Einführung der Beikost vorhanden. Es gibt deutliche Hinweise, dass die Beikosteinführung ab dem 5. Lebensmonat die Toleranzentwicklung fördert, wohingegen längeres ausschließliches Stillen das Allergierisiko begünstigen kann. Wenn Risikokinder nicht gestillt werden können, sollten sie mit einer Hydrolysatnahrung gefüttert werden. Sojabasierte Säuglingsnahrungen werden nicht zur Allergieprävention empfohlen [Schäfer et al. 2014].

Weder die vorbeugende Meidung im ersten Lebensjahr noch die gezielte Einführung potenter Nahrungsmittelallergene vor dem vierten Lebensmonat hat nach aktueller Datenlage einen protektiven Effekt hinsichtlich des Allergierisikos. Es gibt allerdings Belege für den protektiven Einfluss von Fisch, sodass eine frühzeitige Einführung von Fisch als Beikost empfohlen wird. Hinweise auf eine geringere Allergieprävalenz bei einer Omega-3-Fettsäuren-haltigen, mediterranen Ernährung, einem günstigen Omega-3/Omega-6-Fettsäurenverhältnis bzw. für Milchfett in der Ernährung finden sich auch für das Säuglings- und Kindesalter. Zur allgemeinen Allergieprävention sollte Übergewicht im Kindesalter vermieden werden [Schäfer et al. 2014].

Aktuelle Metaanalysen zeigen eine signifikante Reduktion des Risikos für das atopische Ekzem bei der Gabe von Probiotika [Panduru et al. 2015; IQWiG 2013]. Auch für Präbiotika wurde eine signifikante Risikoreduktion für das atopische Ekzem beobachtet, die Evidenzgrundlage hierfür ist jedoch noch schwach [Schäfer et al. 2014, IQWiG 2013].

Es gibt keine Belege dafür, dass Impfungen das Allergierisiko erhöhen, aber Hinweise darauf, dass Impfungen das Allergierisiko senken können. Es wird empfohlen, dass alle Kinder, auch Risikokinder, nach den STIKOEmpfehlungen geimpft werden [Schäfer et al. 2014].

Hundehaltung ist nach aktuellen Metaanalysen mit einer signifikanten Risikoreduktion von 28 % für das atopische Ekzem verbunden.Katzenhaltung geht nach diesen Metaanalysen nicht mit einem erhöhten oder erniedrigten Risiko für atopische Erkrankungen einher. Allerdings geben Einzelstudien bei Risikokindern ein deutlich erhöhtes Ekzemrisiko bei Katzenhaltung an. So wird empfohlen, bei Risikokindern keine Katze anzuschaffen. Da die Studienlage insgesamt widersprüchlich ist, wurde keine Empfehlung zur Abschaffung einer bereits im Haushalt lebenden Katze gegeben. Dies sollte im Einzelfall entschieden werden [Schäfer et al. 2014].

Studien zeigen, dass schwerwiegende Lebensereignisse (Trennung der Eltern, Tod eines Elternteils etc.) sowohl in der Schwangerschaft als auch in der frühen Kindheit das Risiko für atopische Erkrankungen erhöhen können. Eine frühzeitige therapeutische Begleitung dieser Kinder könnte einen präventiven Effekt haben [Schäfer et al. 2014].

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