Allergie und Psyche

Welche Rolle spielt die Psyche?

Es besteht weitestgehend Konsens darüber, dass die Psyche ein Ko-Faktor bei Entstehung, Aufrechterhaltung sowie Verlauf der Erkrankung darstellt und akute Anfälle mit auslösen kann. Wie bedeutsam psychogene Faktoren jedoch sind, wie stark sie letztendlich die Krankheit beeinflussen und ob psychische Probleme allein genommen zu einer Asthmaerkrankung führen können, ist sehr umstritten.

Auch bei Asthmatikern wurde zeitweise von begünstigenden Persönlichkeitszügen („Allergiepersönlichkeit“) gesprochen. Es gibt – soviel weiß man heute – unter Asthmatikern kein einheitliches Persönlichkeitsprofil, entscheidend ist die genetische Disposition. Allerdings liegen Befunde vor, die den psychosomatischen Teilcharakter der Asthmaerkrankung eindrucksvoll belegen: So fanden Wissenschaftler heraus, dass problematische Allergene bei einem asthmakranken Kind nur in Begleitung der Eltern zu einem Anfall führten, nicht aber in einer anderen Umgebung oder ohne Begleitung der Eltern. Zudem gibt es Hinweise, dass sich die Auftretenshäufigkeit von Asthma-Anfällen unter emotionaler Belastung erhöht. Es ist unklar, welche Bedeutung psychische Faktoren im Vergleich zu körperlichen bei der Auslösung eines Asthma-Anfalls einnehmen. Man geht davon aus, dass psychische Faktoren bei einem relativ großen Anteil der Fälle mitbeteiligt sind, sich somatisch und psychische Aspekte also wechselseitig ergänzen. Dass psychische Aspekte allein einen Anfall auslösen, ist eher selten.

Emotionale Faktoren

Bei emotionalen Faktoren ist eher von dem (Mit-)Auslöser eines Anfalls als von der Ursache der Erkrankung zu sprechen. Auch wenn die Ursache von Asthma körperlich bedingt ist, so können emotionale Faktoren mit hohem Erregungspotenzial zumindest zum Mit-Auslöser eines Anfalls werden. Dazu gehören beispielsweise Ärger, Frustration und Depression, aber auch große, überschwängliche Freude oder sexuelle Erregung. Selbst die Angst vor einem möglichen Asthma-Anfall kann die Wahrscheinlichkeit eines Anfalls aufgrund der daraus resultierenden höheren körperlichen Spannung erhöhen. Besonders wenn Emotionen wie Wut, Ärger oder Trauer aufgestaut wurden, ist eine psychosomatische Symptomauslösung wahrscheinlich. Häufig kommt es beispielsweise im Kindesalter zu Asthma-Anfällen, wenn Eltern sich trennen und Kinder keine Möglichkeit finden, ihre Trauer auszudrücken. Zu den psychosozialen Belastungsfaktoren, die sich negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken können, gehören Stress, Angst, Depressivität sowie familiäre, berufliche oder partnerschaftsbezogene Konfliktsituationen.

Suboptimale Mutter-Kind- oder Vater-Kind-Beziehung

Häufig wird im Zusammenhang mit Asthma auch von einer suboptimalen Mutter-Kind- oder Vater-Kind-Beziehung im Kleinkindalter und dadurch entstehender seelischer Belastung des Kindes gesprochen. Ängste, Wut und Sorgen stauen sich an und können nicht entweichen – ähnlich der Luft während eines Asthma-Anfalls. Wird der Auslöser eines Asthmas in der Kindheit vermutet, so greift man zum Teil auf tiefenpsychologisch orientierte Verfahren zurück (Vgl. Freuds Psychoanalyse). Hier wird versucht, die unbewussten Konflikte aufzudecken und zugänglich zu machen, um so das Asthma ursächlich zu bekämpfen. Wie hilfreich solche Methoden zur Behandlung von Asthma sind und wie hoch der Anteil unbearbeiteter kindlicher Konflikte an den Ursachen einer Asthmaerkrankung sein kann, ist allerdings umstritten.

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