Allergie und Psyche

Welche Rolle spielt die Psyche?

Häufig leiden Personen mit Nahrungsmittelallergien oder -unverträglichkeiten unter Magen-Darm-Beschwerden: Sie klagen über Durchfälle, Verstopfungen oder gar Magenkrämpfe. Nicht selten fällt ein Allergietest beim Arzt in solchen Fällen allerdings negativ aus. Das ist darauf zurückzuführen, dass Lebensmittelunverträglichkeiten aufgrund des Ausbleibens der immunologischen Reaktion mit solchen Tests nicht erkannt werden. Hinzu kommt, dass es nachgewiesenermaßen einen extrem engen Zusammenhang zwischen dem Magen-Darm-Trakt und der psychischen Gesundheit gibt. So leiden beispielsweise Personen mit Reizdarm besonders dann unter schlimmen Beschwerden, wenn sie sich gerade in Stresssituationen befinden.

Stress schlägt auf den Magen

Bei vielen Menschen schlägt Stress auf den Magen: Beruflicher Druck oder besondere emotionale Erlebnisse haben dann häufig Krämpfe oder Durchfall zur Folge. Aufgrund dieses Zusammenhangs werden die Beschwerden vieler Patienten, bei denen ein Allergietest negativ ausfällt, von den behandelnden Ärzten auf Stress oder andere emotionale Belastungen zurückgeführt. Oft wird dann eine bestimmte Schonkost (z.B. Verzicht auf Weizenmehl, Zucker und Schweinefleisch) und nach Möglichkeit eine Reduktion des Stresslevels empfohlen. Diese Empfehlung ist sicherlich in vielen Fällen richtig. Verträgt eine Person allerdings tatsächlich bestimmte Lebensmittel nicht, dann wird dies kaum zu einer Verbesserung der Beschwerden führen und es dauert häufig jahrelang, bis Betroffene die wahre Ursache ihrer Probleme gefunden haben.

Lebensqualität beeinträchtigt

Der Weg dorthin ist oft geprägt von körperlichen und psychischen Belastungen: Aufgrund der engen Verknüpfung zwischen emotionalem Wohlbefinden und Gesundheit des Magen-Darm-Traktes kann es bei einer unentdeckten Nahrungsmittelallergie oder -unverträglichkeit und den damit verbundenen körperlichen Beschwerden zu einer immensen Beeinträchtigung der Lebensqualität und zu starker psychischer Belastung führen. Die Gesundheit des Darms als größtes inneres Organ ist zudem entscheidend für körperliches Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Ständige Beschwerden nagen am Wohlbefinden. Betroffene fühlen sich schwach und kraftlos. Durch eine möglicherweise reduzierte Nährstoffaufnahme aufgrund des geschädigten gastrointestinalen Systems kommt es womöglich zusätzlich zum Mangel wichtiger Vitamine und Nährstoffe, was das Immunsystem schwächt. Betroffene sind in solchen Phasen häufig anfälliger für infektiöse Erkrankungen. Hinzu kommt die ständige Fragenach der Ursache der Beschwerden. Patienten fühlen sich ohnmächtig, haben das Gefühl, bereits alles Mögliche probiert zu haben, um die Symptome loszuwerden. Häufig fühlen sich die Betroffenen von Ärzten im Stich gelassen und nicht ernst genommen. Sowohl Körper als auch Psyche sind angeschlagen und die entsprechenden Folgen befruchten sich gegenseitig – es kommt zum bekannten Teufelskreis aus psychischer Angeschlagenheit und Verschlimmerung der körperlichen Befindlichkeit.

Probleme im Alltag

Auch bei Personen mit bekannter Unverträglichkeit oder Allergie spielt die Psyche eine Rolle: Betroffen fürchten sich häufig, eine Belastung für ihr Umfeld zu werden. Ständig werden sie im Alltag mit Problemen konfrontiert, die durch ihre Allergie/Unverträglichkeit verursacht werden. So ergeben sich z.B. unangenehme Situationen bei Restaurantbesuchen oder bei Essenseinladungen. Je nach Ausmaß einer Unverträglichkeit kann selbst der Einkauf von Lebensmitteln als anstrengend und unangenehm empfunden werden: Gerade bei Fertigprodukten muss akribisch auf die Zutatenliste geachtet werden, um eine mögliche unerwünschte Reaktion zu vermeiden. Hinzu kommt, dass es sich bei den problematischen Lebensmitteln nicht selten um Genussmittel handelt: So muss beispielsweise bei einer Kuhmilchallergie auf viele Süßspeisen verzichtet werden. Der Verzicht auf solche Genussmittel ist für manche Personen extrem schwierig und kann vor allem in sozialen Situationen eine zusätzliche Belastung darstellen.

Ernährungstagebücher helfen

Die emotionale Konstitution hat allerdings auch einen Einfluss auf die Schwere der Symptome: So erleben viele Betroffene, dass ihre Beschwerden in Zeiten der emotionalen Ruhe relativ gering sind und (im Falle einer Unverträglichkeit) auch kleine Mengen des problematischen Lebensmittels konsumiert werden können. In Phasen von Stress, sozialer Belastung oder während kritischer Lebensereignisse zeigt sich der gegenteilige Effekt: Selbst kleinste Mengen der kritischen Nahrung können zu extrem starken und teils sehr schmerzhaften Reaktionen führen. Auch die Regenerationszeit scheint in solchen Phasen deutlich länger zu sein. Hilfreich ist es für Betroffene über das Führen von Ernährungstagebüchern und mit Unterstützung von Ernährungsberatern zu identifizieren, welche Nahrungsmittel nicht vertragen werden und in Kombination mit welchen weiteren Lebensmitteln oder psychischen Faktoren eine unerwünschte Reaktion ausgelöst wird.

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