Tinte im Körper – Zeitbombe Tattoos?

Tinte im Körper – Zeitbombe Tattoos?

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Rund zwölf Prozent aller Europäer sind tätowiert und haben damit Tinte im Körper. Bislang gibt es keine EU-weiten Standards dafür, welche Stoffe Tätowierer zum Stechen von Tattoos verwenden dürfen. Farbstoffe müssen zwar strenge Sicherheitskriterien erfüllen, wenn sie in Kosmetika oder Textilien vorkommen – nicht aber, wenn sie beim Tätowieren eingesetzt werden.

So funktioniert das Tätowieren

Der Hintergrund: Zum Tätowieren benutzen die meisten professionellen Tattoo-Studios eine elektrische Tätowiermaschine. Sie sticht die in Tattoo-Farbe getauchten Nadeln mit einer Frequenz von bis zu 10.000 Stichen pro Minute in die Haut. Linien und Umrisse werden mit drei oder mehr Nadeln gestochen, Flächen mit einem Block von bis zu 45 Nadeln.

Tattoo-Farben bestehen aus Farbpigmenten und einer Trägerflüssigkeit mit Hilfsstoffen. Die Trägerflüssigkeit enthält üblicherweise Löse- und Verdickungsmittel, Konservierungsstoffe und in einigen Fällen weitere Bestandteile. Es gibt keine Standard-Liste der Substanzen, die in Tattoo-Farben verwendet werden. Ein Teil der größtenteils unlöslichen Farbpigmente aus den Tattoo-Farben wird in die Haut eingelagert. Bei den in Tattoo-Farben enthaltenen löslichen Hilfs- und Konservierungsstoffen ist eine sofortige vollständige Verteilung im Körper möglich. Unmittelbar nach der Tätowierung und während der Heilung wird überschüssige Tattoo-Farbe zum Teil in den Körper abtransportiert.

Was passiert mit den Farbpigmenten im Körper?

„Noch weiß niemand genau, was über längere Zeit mit den Farbpigmenten im Körper passiert“, so die Information der Internetseite „www.safer-tattoo.de“, die vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft beauftragt ist. Die Lederhaut ist eine lebende Hautschicht, die von feinen Blut- und Lymphgefäßen durchzogen ist. Die Lymphgefäße transportieren unterschiedlichste Stoffe und Partikel aus der Haut ab, wie eine Kanalisation, die parallel zu den Blutbahnen verläuft. Auch unlösliche Farbpigmente können sich so im Körper verteilen und an andere Stellen gelangen. So wurden Farbpigmente zum Beispiel in Lymphknoten – den „Filterstationen“ des Abwehrsystems – gefunden.

Allergieauslöser Nickel

Besonders rote Tattoo-Farben stehen im Verdacht, Allergien auszulösen. Darüber hinaus enthalten manche Tattoo-Farben allergieauslösende Stoffe wie zum Beispiel Nickel. Nickel kann als Verunreinigung in Tattoo-Farben vorkommen und ist in diesem Fall nicht auf der Liste der Bestandteile zu erkennen.

Eine Allergie muss nicht unbedingt direkt beim oder nach dem Stechen des Tattoos auftreten. Manchmal zeigen sich allergische Symptome erst Jahre nach dem Tätowieren. Wer unsicher ist, ob er ein Tattoo „verträgt“, kann einen Allergietest machen lassen. Dieser wiederum gibt allerdings auch keine hundertprozentige Sicherheit. Experten warnen davor, die Verträglichkeit mit einem kleinen Probe-Tattoo zu testen.

Auch bei einem Henna-Tattoo, das kein echtes Tattoo ist, ist Vorsicht geboten. Vor allem schwarze Henna-Tattoos sind dafür bekannt, allergische Reaktionen hervorzurufen.

Studie der ECHA: Nutzungsbeschränkungen für rund 4000 Chemikalien

Um einen Überblick zu den Chemikalien und ihren möglichen Auswirkungen und Risiken zu bekommen, hat die Europäische Kommission die Europäische Chemikalienagentur ECHA im vergangenen Jahr gebeten, die Substanzen in den verwendeten Tinten zu untersuchen und zu prüfen, ob es sicher ist, sie sich unter die Haut zu spritzen.

Ende 2017 veröffentlichte die ECHA dazu das Ergebnis einer großen Untersuchung: eine umfangreiche Studie mit Vorschlägen zu Nutzungsbeschränkungen für rund 4000 Chemikalien.

Die wissenschaftlichen Gremien der ECHA werden die Untersuchung im Laufe des Jahres an die Europäische Kommission schicken, die dann drei Monate Zeit hat, um zu entscheiden, ob sie den Empfehlungen folgt.

Fazit

Kritiker warnen: Die vorgesehenen Regulierungspläne dürften nur schwer umsetzbar sein. Die Branche besteht aus zahlreichen kleinen Studiobetreibern. Die Hersteller der Tinte produzieren diese normalerweise für andere Zwecke, die Tätowierer benutzen die Produkte nur mit. Hinzu kommt, dass es bislang keine eindeutigen Forschungsergebnisse mit Blick auf die gesundheitlichen Folgen des Tätowierens gibt.

Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich die angestrebten EU-einheitlichen Regelungen in diesem Bereich umsetzen lassen.

Quellen

welt.de

haut.de

safer-tattoo.de