Auf dem diesjährigen Allergiekongress in Wiesbaden stellten Wissenschaftler den Fall eines 55-jährigen Rockgitarristen vor, der mit verschiedenen Beschwerden ein Fachkrankenhaus aufsuchen musste.
Der Gitarrist berichtete den Ärzten von einem seit fünf Monaten regelmäßig wiederkehrenden Angioödem, einer Genitalschwellung und Urtikaria. Erstmals – so seine Angaben – traten die Symptome nach dem Verzehr eines chinesischen Essens sowie einmal nach einem morgendlichen Jogginglauf auf. Vor dem Training hatte der Mann nur Kaffee mit Milch getrunken und keine Weizenprodukte verzehrt.
Haut-, Labor- und Provokationstests
Die ambulant durchgeführten Haut- und Labortests brachten bis auf erhöhte Antistreptolysin(ASL)-Titer und schwach positive IgE-Befunde (Birke) keine besonderen Erkenntnisse. Die Mediziner verordneten eine Notfallmedikation. Vor den Konzerten sollte der Gitarrist Antihistaminika einnehmen. Eine zweite Diagnostik fand stationär statt. Die Hauttests zeigten hier deutliche Reaktionen auf Nickel-(II)-sulfat und Kobalt-(II)-chlorid. Der Nickel-Reibtest an den Gitarrenstegen war stark positiv. Auf orale Provokationen mit Histamin, Soja, Sellerie, Konservierungsstoffen und Weizenmehl reagierte der Mann nicht, wohingegen eine orale Nickelprovokation nach der zweiten Portion á 0,5 mg (2. Stunde) bei ihm zu einem Angioödem und einer Genitalschwellung führte. Der Test musste daraufhin abgebrochen werden. Eine Gastroskopie ergab eine Antrum- und Corpusgastritis (Helicobacter pylori-negativ).
Auf erneutes Nachfragen der Ärzte erklärte der 55-Jährige, dass er sich zu Symptombeginn eine neue Gitarre angeschafft und an ihr Schleifarbeiten durchgeführt hatte. Somit stand die Diagnose fest: Der Patient litt durch eine nahrungsassoziierte Nickelintoleranz und eine gleichzeitige Nickelkontaktallergie unter wiederkehrenden Angioödemen und einer Urtikaria.
Fazit
Professionelle Musiker nutzen ihre Instrumente häufig. Die verstärkte Allergenfreisetzung aus Metallmundstücken (z.B. Dudelsack), Saiten (z.B. Gitarre) oder Metalltasten durch Reibung, Wärme und Feuchtigkeit begünstigt eine entsprechende Sensibilisierung. In diesem Fall zeigte der Gitarrist neben einer Nickelkontaktallergie auch eine nahrungsassoziierte Nickelintoleranz.