Neue Immuntherapie bei Erdnussallergie

Neue Immuntherapie bei Erdnussallergie

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Eine Reihe von Lebensmitteln wie z. B. Müsli, Kekse oder Schokolade enthält Erdnüsse oder Spuren davon. Bei einer schweren Erdnussallergie kann es zu Juckreiz im Mund, asthmatischen Beschwerden oder sogar einem Kreislaufschock kommen. Nur kleinste Mengen von Erdnuss reichen dann aus, um bei entsprechend sensibilisierten Personen (insbesondere Kinder und Jugendliche) schwere allergische Reaktionen auszulösen.

Hoffnung für Kinder und Jugendliche

Das Meiden von Lebensmitteln mit Erdnüssen, große Vorsicht und das Mitführen eines Notfallsets mit Adrenalin zur Selbstinjektion waren bisher die einzige Möglichkeit, einer allergischen, mitunter lebensbedrohlichen Reaktion vorzubeugen. Nun besteht Hoffnung für betroffene Kinder und Jugendliche, denn die erste orale Immuntherapie wurde in Europa zugelassen. Die spezifische orale Immuntherapie soll die Toleranz gegenüber Erdnüssen bei Erdnussallergikern steigern. Ein Team des Universitätsklinikums Münsters (UKM) hat bereits Erfahrung mit dieser Therapie bei Kindern und Jugendlichen gesammelt.

Das Medikament enthält entfettetes Erdnussproteinpulver und wird Kindern und Jugendlichen im Alter von vier bis 17 Jahren mit diagnostizierter Erdnussallergie verabreicht. „Das Prinzip der Behandlung ist eine Desensibilisierung“, erklärt Prof. Randolf Brehler, Leiter des Bereichs Allergologie, Berufsdermatologie und Umweltmedizin an der Hautklinik des UKM. Durch die schrittweise Zuführung des Allergens müsse sich der Körper daran gewöhnen, auf das Allergen nicht zu reagieren. Zu Beginn erfolgt die Therapie in der Klinik. Wenn der Patient / die Patientin die Dosis toleriert, kann das Erdnussprotein eigenständig zu Hause genommen werden. Im Anschluss wird die Dosis alle zwei Wochen unter ärztlicher Aufsicht erhöht. „Das ist eine sehr aufwendige Behandlung. Sie bedarf einer langfristigen Steigerung der Erdnussallergenmenge und es dauert ungefähr ein halbes Jahr, bis die Erhaltungsdosis erreicht ist“, informiert Brehler.

Kein Freifahrtschein für Erdnussbutter

Laut aktueller Studienlage verträgt die Hälfte der so behandelten Kinder am Ende die Höchstdosis von 1.000 mg Erdnussprotein, was etwa vier Erdnusskernen entspricht. Ein Freifahrtschein für Erdnussbutter und -flips sei dies jedoch nicht, hebt der Experte hervor. Die Diät dürfe nicht aufgegeben werden, denn eine völlige Unempfindlichkeit für das Allergen könne über die Therapie nicht erreicht werden, es werde die Erdnussmenge, die vertragen wird, erhöht. Brehler präzisiert: „Vor allem Lebensmittel, die Spuren von Erdnüssen enthalten, können wieder toleriert werden und so können die unbeabsichtigten Erdnussallergiereaktionen, die teils lebensbedrohlich sein können, milder und weniger gefährlich sein“.

Quellen und weitere Informationen:

idw

allergie.de