Klimawandel beeinflusst Allergien

Klimawandel beeinflusst Allergien

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Der Klimawandel mit seinen spezifischen Wetter­er­scheinungen macht sich schon seit mehreren Jahren bemerkbar. Ungewöhnlich lange Hitzeperioden, Waldbrände, Dürre, starke Gewitter und Überflutungen konfrontieren uns zunehmend mit starken meteorologischen Veränderungen. Insbesondere Temperatur- und CO2-Anstieg haben Auswirkungen auf unsere Gesundheit. In einer aktuellen Übersichtsarbeit im Allergo Journal (übersetzt aus dem Englischen) fasst der Wissenschaftler Karl-Christian Bergmann vom Allergie-Centrum-Charité Berlin den derzeitigen Wissensstand über den Zusammenhang von Klimawandel und Allergien zusammen. Vor allem Kinder und ältere Menschen hätten, so Bergmann, durch ihre „unspezifische und allergenspezifische bronchiale Hyperreaktivität“ ein besonderes Risiko, die Folgen des Klimawandels zu spüren.

Vermehrtes Auftreten von Baumpollen

Das fanden Forscher bisher heraus: Meteorologische Veränderungen spielen der Entwicklung einer pollenassoziierten Rhinitis oder eines pollenassoziierten Asthmas eine wichtige Rolle. Die Bildung und Reifung der Pollen, der zeitliche Verlauf ihres Vorkommens in der Luft sowie ihr Allergengehalt werden durch das Wetter beeinflusst. Im Vergleich zu den letzten 15 Jahren treten vor allem Baumpollen (Hasel, Erle, Birke, Esche) zu einem früheren Zeitpunkt und vermehrt auf, wohingegen Gräserpollen kaum beeinflusst und Beifußpollen sogar weniger werden. Insgesamt gesehen ist die Pollenzunahme in den Städten stärker ausgeprägt als auf dem Land.

Steigende Pollenkonzentrationen führen zu einem gehäuften Anstieg von Sensibilisierungen. Die veränderten klimatischen Bedingungen bewirken zusätzlich das verstärkte Auftreten neuer pollenproduzierender Pflanzen wie etwa Ambrosia. Ambrosia hat eine hohe Kreuzreaktivität mit Beifuß. Damit ziehen sich die pollenassoziierten Beschwerden für Beifußallergiker bis weit in den Herbst hinein. In Deutschland hat Ambrosia vor allem regional eine allergologische Bedeutung

Gewitter als Risiko für Pollenasthmatiker

Bei Gewitter tragen Pollenasthmatiker das Risiko eines Anfalls, da durch die osmotischen Veränderungen vermehrt Allergene aus Pollen aufgewirbelt werden. Wissenschaftlichen Prognosen zufolge wird es stärkere und häufigere Niederschläge und Gewitter in den kommenden Jahrzehnten geben.

Erhöhte Temperaturen verändern Schimmelpilze

Eine erhöhte Jahresdurchschnittstemperatur mit früherem Frühlingsbeginn und wärmeren Wintern, ansteigende CO2-Werte und regional stärkere Niederschläge verändern unter Umständen Schimmelpilze (Mycelwachstum, Sporenbildung). Die von Schimmelpilzen ausgehende allergene Belastung wird sich vermutlich dadurch erhöhen.

Der Klimawandel macht auch nicht vor den eigenen vier Wänden halt. Indirekt wirkt er sich auf die Innenluft in Häusern und Wohnungen aus. Je kälter der Winter, umso mehr wird geheizt. Für die Verbreitung von Milben bedeutet das: Je trockener die Umgebung, umso weniger Milben gibt es. Ist der Winter wärmer als normal, wird weniger geheizt und Milben haben eher die Möglichkeit, zu gedeihen, da auch die Luft feuchter bleibt. Wärmere Winter könnten also das Wachstum von Milbenpopulationen und damit das Risiko Hausstaubmilbenassoziierter Allergien (Rhinitis, Asthma) beeinflussen.

Verallgemeinernde Aussagen nicht möglich

Müssen sich Pollen-, Schimmelpilz- und Hausstaubmilben-Allergiker nun angesichts des Klimawandels ernsthafte Gedanken um ihre Gesundheit machen? Der Autor räumt ein, dass sich die Klimaveränderung regional unterschiedlich zeigen kann und somit verallgemeinernde Aussagen zu Auswirkungen auf Allergien nicht so leicht möglich sind. Zudem könnten messbare epidemiologische Veränderungen erst nach Jahrzehnten erhoben werden. Klimatologische Studien müssten mindestens 30 Jahre laufen, um wissenschaftlich fundierte Ergebnisse zu bekommen. Außerdem sei das Wissen um die Auslösung von Asthmaanfällen durch Allergene von Pollen und Schimmelpilzen noch lückenhaft. Auch die Frage, inwieweit sich eine Kombination von Pollen mit Feinstaub oder Pollen mit Ozon auf die Atemwege auswirkt, sei noch nicht eindeutig geklärt.

Englische Originalquelle

Bergmann KC (2016) Weather conditions and climate change have an effect on allergies. Allergo J Int 25: 131-137. DOI: 10.1007/s40629-016-0119-z