Immer mehr Kleinkinder in den westlichen Ländern leiden unter ein Erdnussallergie. Eine Reihe von Lebensmitteln wie z. B. Müsli, Kekse oder Schokolade enthält Erdnüsse oder Spuren davon. Bei einer schweren Erdnussallergie kann es zu Juckreiz im Mund, asthmatischen Beschwerden oder sogar einem Kreislaufstillstand kommen. Nur kleinste Mengen von Erdnuss reichen dann aus, um bei entsprechend sensibilisierten Personen (insbesondere Kinder und Jugendliche) schwere allergische Reaktionen auszulösen.
Das Meiden von Lebensmitteln mit Erdnüssen, große Vorsicht und das Mitführen eines Notfallsets mit Adrenalin zur Selbstinjektion waren bisher die einzige Möglichkeit, einer allergischen, mitunter lebensbedrohlichen Reaktion vorzubeugen. Therapien zur Desensibilisierung sind zwar verfügbar, aber nur für ältere Kinder und Jugendliche. Nun besteht Hoffnung für betroffene Kleinkinder: Pflaster mit Erdnussprotein können bei Kindern unter vier Jahren langfristig das Risiko schwerer allergischer Reaktionen senken, so das Ergebnis einer wissenschaftlichen Untersuchung.
Immuntherapie mit Erdnussallergen-beschichteten Pflastern
Im Rahmen einer großangelegten internationalen Studie unter Beteiligung des Universitätsklinikum Frankfurt erprobte man eine Immuntherapie mit Erdnussallergen-beschichteten Pflastern für Kinder zwischen einem und drei Jahren mit Erdnussallergie. Mit Erfolg: Die Reaktionsschwelle konnte im Median um 900 mg Erdnussprotein (Äquivalent zu drei Erdnüssen) nach zwölf Monaten Therapie angehoben werden, während in der Placebo-Gruppe, die nur eine „Schein-Therapie“ erhalten hatte, im Median keine Anhebung der Reaktionsschwelle zu beobachten war.
Die Studie wurde von 2017 bis 2022 an 51 Standorten in acht Ländern durchgeführt, 307 Kleinkinder haben die Studie vollständig absolviert. Alle Probanden erhielten einmal täglich über ein Jahr lang ein Pflaster. Bei gut einem Drittel handelte es sich um ein Placebo. Alle Kinder reagierten zu Beginn allergisch auf eine Dosis von 300 mg Erdnussprotein oder weniger.
Die Pflaster wurden einmal täglich zwischen den Schulterblättern aufgeklebt. Zum Baden oder Schwimmen mussten sie nicht abgenommen werden. Die Allergendosis des Pflasters (250 µg Erdnussprotein) liegt unter z. B. der Erhaltungsdosis der oralen Immuntherapie (300 mg Erdnussprotein), also der Menge, die mindestens regelmäßig eingenommen werden muss, damit die Therapie nachhaltig wirkt.
Pflasterbehandlung: wirksam und sicher
„Die Pflasterbehandlung hat sich als wirksam und sicher erwiesen. In einer weiteren Studie wird nun die Wirksamkeit und das Sicherheitsprofil des Pflasters bei vier- bis siebenjährigen Erdnussallergikern untersucht“, erklärt PD Dr. Katharina Blümchen aus der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Frankfurt.
Sogenannte unerwünschte Ereignisse traten im Studienzeitraum bei fast allen Kindern auf – also auch in der Placebogruppe. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Hautreaktionen um das Pflaster, allerdings nahmen diese mit der Zeit ab. Insgesamt kam es zu 23 systemisch-allergischen Reaktionen ‒ 19 in der Gruppe, die das Pflaster mit Erdnussallergen erhielt, und vier in der Placebogruppe. Nach studienärztlicher Einschätzung waren davon vier auf die Behandlung mit dem Erdnusspflaster zurückzuführen. Das entspricht 1,6 Prozent aller berichteter Nebenwirkungen in der Interventionsgruppe. Alle diese Reaktionen waren mild oder moderat. Die Studie konnte also auch die Sicherheit der Pflastertherapie belegen.
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