Gefährliche Erdnussallergie

Gefährliche Erdnussallergie

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Ungefähr 0,5-1% der Kinder hierzulande haben eine Erdnussallergie. Tendenz steigend. In den USA oder England leiden mittlerweile ca. 2% der Kinder unter einer Erdnussallergie. Eine Reihe an Lebensmitteln wie z. B. Müsli, Kekse oder Schokolade enthält Erdnüsse oder Spuren davon. Bei einer schweren Erdnussallergie kann es zu Juckreiz im Mund, asthmatischen Beschwerden oder sogar einem Kreislaufschock kommen. Auch nur kleinste Mengen von Erdnuss reichen aus, um bei entsprechend sensibilisierten Personen, insbesondere auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Asthma bronchiale, solche mitunter lebensbedrohlichen Reaktionen auszulösen.

Training des Immunsystems

Ein Forscherteam aus Kalifornien hat erfolgreich eine Therapie gegen Erdnussallergie getestet. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im November 2018 im Fachmagazin „New England Journal of Medicine.“ An der Untersuchung nahmen 496 Kinder zwischen vier und 17 Jahren aus den USA und Europa teil. Alle waren von einer Erdnussallergie betroffen. Unter ärztlicher Kontrolle wurde das Immunsystem der Kinder und Jugendlichen trainiert: Jedes Kind bzw. jeder Jugendliche erhielt ein Jahr regelmäßig und in langsam steigender Dosierung täglich ein Medikament (AR101), das aus Erdnüssen gewonnenen wird und eine tägliche Dosis von 300 mg Erdnussprotein enthält. Die Annahme der Wissenschaftler: Wenn das Immunsystem eine Erdnuss „toleriert“, reicht das aus, um Spuren davon, z. B. in einem Gebäckstück, ohne schwere allergische Reaktion zu verkraften. Die Studie zeigte, dass 67 Prozent der Kinder und Jugendlichen nach der Therapie wenigstens zwei ganze Erdnusskerne vertrugen.

Langzeitstudie zur oralen Immuntherapie

Im September 2019 wurde nun eine weitere Studie zu diesem Thema veröffentlicht („The Lancet“), mit der an die Ergebnisse der Vorgängerstudie angeknüpft wurde. In dieser randomisierten Langzeitstudie bei Erwachsenen und Kindern mit einer Erdnussallergie wurden die langfristigen Auswirkungen der oralen Immuntherapie untersucht. 120 Erdnussallergiker im Alter von sieben bis 55 Jahren nahmen an der Untersuchung teil. 95 Teilnehmer bekamen eine langsam steigende Tagesdosis Erdnussprotein von bis zu vier Gramm, 25 Teilnehmer erhielten jeden Tag Placebo-Haferflocken. Nach einem Jahr wurde die Toleranz der Teilnehmer auf Erdnüsse überprüft. Von denjenigen, die die Erdnuss-Immuntherapie erhalten hatten, hatten 83 Prozent keine allergischen Reaktionen, bei denjenigen, die ein Placebo bekommen hatten, waren es hingegen nur vier Prozent.

Die Teilnehmer ohne allergische Reaktionen erhielten im Anschluss entweder ein Placebo oder täglich 300 mg Erdnussprotein (entspricht der Menge einer ganzen Erdnuss). Ein Jahr später zeigten 37 Prozent der Teilnehmer, die 300 mg Erdnussprotein genommen hatten, keinerlei allergische Reaktion, 13 Prozent, die ein Placebo bekommen hatten, dagegen schon. Die Desensibilisierung wirkte offensichtlich nur noch bei sehr wenigen Teilnehmern, wenn die orale Immuntherapie beendet oder reduziert wurde.

Fazit

In weiteren Untersuchungen muss nun herausgefunden werden, wie lange und in welcher Dosierung das Allergen nach Absetzen der oralen Immuntherapie noch eingenommen werden sollte. Ein plötzliches Absetzen der Therapie erscheint nicht sinnvoll.

Quellen

Bayerischer Rundfunk

bea – Stiftung zur Behandlung von Erdnussallergien