Piercings und Modeschmuck enthalten oft Nickel. Nach Hautkontakt kann es beim Träger zu Ekzemen und Entzündungen kommen. In Deutschland reagieren etwa 15-20% der Frauen sowie 5% der Männer allergisch auf Nickel. Damit ist das Metall häufigste Ursache für eine Kontaktallergie.
Zahnspangen enthalten ebenfalls Nickel. Einer aktuellen Untersuchung zufolge toleriert jedoch die Mundschleimhaut – im Gegensatz zu anderen Hautpartien – Nickel gut. Zahnmediziner der Universität Bonn konnten erstmals nachweisen (Journal of Allergy and Clinical Immunology), dass sich die lokalen Gewebszellen der Mundschleimhaut anders verhalten als die Zellen der äußeren Haut. Letztere produzieren bei Nickelkontakt 20-mal mehr Interleukin-1ß als die Zellen der Mundschleimhaut. Während bei einem klassischen Entzündungsprozess gleichzeitig noch durch Botenstoffe der Haut die körpereigene Immunabwehr aktiviert wird, werden in der Mundschleimhaut Botenstoffe freigesetzt, die entzündliche Prozesse sowie die Einwanderung von Immunzellen hemmen.
Positives Mikromilieu im Mund
In die frühe Immunabwehr sind dendritische Zellen eingebunden. Diese scheinen in der Mundschleimhaut toleranter zu sein als in der äußeren Haut. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Mundschleimhaut ein Milieu schaffen kann, das diese positiven Eigenschaften der dendritischen Zellen im Mund möglichweise begünstigt. In der Folge werden Entzündungsprozesse unterbunden.
Feste Zahnspangen schützen vor Nickelallergie
Weitere Erkenntnis der Bonner Wissenschaftler: Eine kieferorthopädische Behandlung (z.B. Einsatz einer festen Zahnspange) scheint die Entstehung einer Nickelallergie zu verhindern. Dieser schützende Effekt war vor allem bei Personen zu beobachten, die sich zum ersten Mal ein Piercing setzen ließen, nachdem sie sich zuvor einer kieferorthopädischen Behandlung unterzogen hatten. Die geringen Nickelmengen, die von den Zahnspangen gleichmäßig in den Mundraum abgegeben werden, scheinen nach Ansicht der Wissenschaftler das Immunsystem zu desensibilisieren. Damit wirkt eine Zahnspange quasi wie eine sublinguale Immuntherapie (SLIT), wie sie im Rahmen einer Hyposensibilisierung bei Allergien oft zum Einsatz kommt. Ihre Beobachtungen wollen die Forscher in Zukunft noch weiter untersuchen.
Quellen
https://www.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/110-2016
Gölz L et al. (2016), Differences in human gingival and dermal fibroblasts may contribute to oral-induced tolerance against nickel. J Allergy Clin Immunol (Article in Press). DOI: 10.1016/j.jaci.2016.03.036