Diagnostik von Duftstoffallergien – Experteninterview mit Prof. Dr. med. Johannes Geier

Diagnostik von Duftstoffallergien – Experteninterview mit Prof. Dr. med. Johannes Geier

Zuletzt aktualisiert:

Zur Person

Prof. Dr. med. Johannes Geier ist Hautarzt und leitet den Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK). Diese Institution dient der Erfassung und wissenschaftlichen Auswertung von Kontaktallergien. Die Zentrale des Projektes wurde an der Universitätsmedizin Göttingen eingerichtet. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kooperieren 55 Hautkliniken im IVDK, der vor allem als epidemiologisches Überwachungssystem dient. Durch fortlaufendes Monitoring werden Daten ermittelt, die für die Prävention von Kontaktallergien erforderlich sind.

Düfte wecken Gefühle und Erinnerungen, regen an oder entspannen. Viele Kosmetika und Parfüms enthalten daher Duftstoffe, die dem Anwender ein Wohlgefühl bereiten sollen. Es gibt jedoch auch Menschen, die auf Duftstoffe mit allergischen Haut- oder Atemwegsbeschwerden reagieren. Mithilfe spezieller Tests kann der Arzt herausfinden, welche Stoffe die Beschwerden auslösen. Das nachfolgende Interview mit Prof. Dr. med. Johannes Geier informiert zur Diagnostik von Duftstoffallergien.

allergie.de: Wie viele Menschen in Deutschland leiden an einer Duftstoffallergie?

Prof. Dr. Geier: Einer großen europäischen Studie zufolge leiden etwa 2% der Bevölkerung an einer Kontaktallergie gegen mindestens einen Duftstoff, wobei Frauen etwa doppelt so häufig betroffen sind wie Männer. Wenn wir Daten von Patienten aus Hautkliniken, die im Informationsverbund Dermatologischer Kliniken erfasst werden, auf die Allgemeinbevölkerung extrapolieren, kommen wir zu ähnlichen Ergebnissen. Demnach wären in Deutschland etwa 1,6 Mio. Menschen betroffen. Man muss allerdings einräumen, dass alle diese Daten mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sind und man möglicherweise die Häufigkeit überschätzt. Ich halte es für realistisch, von ca. 1 Mio. Menschen mit einer Duftstoffallergie in Deutschland auszugehen.

allergie.de: Welche Möglichkeiten der ärztlichen Diagnostik gibt es, um eine Duftstoffallergie zu erkennen?

Prof. Dr. Geier: Bei Verdacht auf eine Duftstoffallergie wird ein Epikutantest durchgeführt. Dabei werden die verdächtigen Allergene in standardisierter Form für zwei Tage in kleinen Kammern mit einem Pflaster auf der Haut am Rücken fixiert. Man beobachtet, ob sich eine Reaktion mit Rötung und Entzündung der Haut, also ein Ekzem, im Testfeld ausbildet. Für die orientierende Untersuchung bieten sich die beiden Duftstoffmixe an, die zusammen 14 Duftstoffe beinhalten. Dies ist jedoch nur der Anfang der Diagnostik. Insgesamt stehen uns nicht nur die 26 seit 2005 deklarationspflichtigen Duftstoffe für die Allergietestung zur Verfügung, sondern darüber hinaus noch weitere Testallergene, darunter auch ätherische Öle.

allergie.de: Was sagt ein Epikutantest aus und was verbirgt sich konkret hinter den Bezeichnungen „Duftstoff-Mix I/Duftstoff-Mix II“, die der Betroffene in seinem Allergiepass nach ärztlicher Testung vorfindet?

Prof. Dr. Geier: Bei einer positiven Testreaktion auf einen Duftstoffmix ist es zwingend erforderlich, die einzelnen Bestandteile des Mixes nachzutesten. Nur dann kann man genau sagen, worauf der Betroffene allergisch reagiert. Der Duftstoff-Mix I enthält alpha-Amylzimtaldehyd (Amyl cinnamal), Eichenmoos absolue (Evernia prunastri), Eugenol, Geraniol, Hydroxycitronellal, Isoeugenol, Zimtaldehyd (Cinnamal) und Zimtalkohol (Cinnamyl alcohol). Im Duftstoff-Mix II sind Citral, Citronellol, Coumarin, Farnesol, alpha-Hexylzimtaldehyd (Hexylcinnamal) und Hydroxyisohexyl 3-cyclohexene carboxaldehyde enthalten. Da viele Patienten gegen mehrere Duftstoffe sensibilisiert sind, sollte man im Verdachtsfall aber nicht nur die Aufschlüsselung der Mixe, sondern gleich noch weitere Allergene aus diesem Bereich testen.

Vielen Dank für das Gespräch!