Corona: Medikamente bis zu 46 Prozent teurer

Corona: Medikamente bis zu 46 Prozent teurer

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Mit Verbreitung des Coronavirus ist ab März 2020 auch die Nachfrage nach fast allen Medikamenten gestiegen, die rezeptfrei und zur Selbstmedikation in Apotheken, Drogerien und Gesundheits-Shops angeboten werden. Der Verkauf vieler beliebter Medikamente für die Hausapotheke in den vergangenen Monaten ist ähnlich wie der Verkauf von Toilettenpapier, Seife und einigen Grundnahrungsmitteln regelrecht explodiert.

Rezeptfreie Medikamente: Anstieg der Onlinepreise in der Krise bis zu fast 50 Prozent

Die Corona-Krise hat etliche Waren verteuert, weil sie von Verbrauchern gehamstert wurden und „der Markt“ wenig Krisen-Solidarität kennt; oder die Produktion wichtiger Grundstoffe komplett in asiatische Ländern ausgelagert wurde und dort wegen COVID-19 ausgesetzt werden musste. Dabei war die Lage schon vor der Krise nicht unproblematisch, so berichtete die ARD schon im November 2019 von Lieferengpässen beim gängigen Narkosemittel Propofol und seltenen Kinder-Antibiotika, großem Preisdruck und einem ruinösen Wettbewerb in der Pharmabranche.

Während im Bereich der essentiellen, verschreibungspflichtigen Medikamente alles getan wird, um die Versorgung trotz Teuerungen aufrecht zu erhalten, schlagen die Preiserhöhungen auf dem Markt der rezeptfreien Mittel voll durch. Mit besonders verheerendem Einfluss auf die Onlinepreise, weil viele Bürger in der Krise aus gesundheitlichen Gründen mehr denn je auf den Online-Einkauf angewiesen sind. In welchem Maße der Online-Markt für freiverkäufliche Arzneien zu den Gewinnern der Krise gehört, hat die Preisvergleichs-Plattform Idealo analysiert; an neun Kategorien aus dem Bereich der rezeptfreien Arzneimittel und einem Warenkorb mit 11 beliebten Medikamenten für die Hausapotheke.

Idealo konnte „klare Anzeichen“ dafür ermitteln, dass die Onlinepreise seit Beginn der Corona-Beschränkungen und der parallel steigenden Nachfrage in fast allen Kategorien aus dem Bereich der rezeptfrei verkäuflichen Arzneimittel kräftig aufwärts tendieren.

Mit 46 Prozent Preisanstieg nehmen die Antiallergika die Spitzenposition ein, aber auch der Preisanstieg bei Erkältungsmitteln (plus 40 Prozent) und Magen-Darm-Therapeutika (+ 32 Prozent) kann nur erheblich genannt werden. Rezeptfreie Schmerzmittel verzeichnen ein Plus von 22 Prozent, Mittel für Augen, Ohren und Nase haben um 17 Prozent zugelegt.

Preisanstieg bei Medikamenten (von März 2019 zu März 2020)

Es gibt jedoch auch Präparate, deren Preisniveau sich fast nicht verändert hat: Rezeptfreie Unterstützung für Gelenke und Muskeln kostet nur gut 1 % mehr als im Vorjahr, der Durchschnitts-Preis für Schlafmittel, Nervenstärkung und Beruhigungsmittel hat sich überhaupt nicht verändert, was den von Idealo skizzierten Zukunftstrend eher fraglich erscheinen lässt:

Bringt die Krise eine dauerhafte Verteuerung freiverkäuflicher Medikamente?

Für die erhöhten Preise wird der ungewöhnliche, extreme Nachfrageanstieg zwischen 200 und 800 Prozent im März verantwortlich gemacht. Während jedoch die Nachfrage bei den meisten rezeptfreien Arzneien seit April wieder stark nachgelassen hat (die Verkäufe auf das normale Niveau zurückgingen), haben sich die Preise im Online-Handel nach Analyse von Idealo noch nicht wieder erholt. Idealo konnte für rezeptfreie Medikamente im Juni 2020 durchschnittlich rund neun Prozent Teuerung gegenüber dem Vorjahresniveau ermitteln (und 11 % gegenüber 2018, diese zusätzlichen 2 % dürften aber zur normalen Inflations- und Teuerungsrate gehören). Der Warenkorb mit 11 typischen rezeptfreien Medikamente für die Hausapotheke hat von März 2019 bis März 2020 von 80 Euro um rund 20 % (97 Euro) zugelegt.

Aus diesen Zahlen und der Tatsache, dass der Online-Preis für rezeptfreie Schmerztabletten von März 2019 bis März 2020 um durchschnittlich 22 % gestiegen ist und sich diese Preisdifferenz bis Juni 2020 gehalten hat, schließt Idealo auf ein konstant höheres Preisniveau 2020. Der Preisanstieg im Zuge der Corona-Krise sei anders als der kurzzeitige, hohe Nachfrageanstieg im März, kein Kurzzeit-Effekt, sondern habe für rezeptfreie Arzneimittel anhaltend höhere Onlinepreise hervorgebracht.

Der Preisanstieg für rezeptfreie Schmerztabletten erfolgte jedoch schon vor der Krise. Hier kann sich auch die neue Analgetika-Warnhinweis-Verordnung ausgewirkt haben: Erhöhte Kosten für neue Verpackungen gepaart mit Nachfrage-Rückgang beim Verbraucher, der Warnhinweise über die Gefährlichkeit dieser Schmerzmittel auf der Packung liest und ernst nimmt.

Auch andere der aufgeführten Zahlen lassen hoffen, dass sich die Preise der gerade so begünstigten Online-Händler bald wieder auf normales Niveau begeben werden: Erkältungsmittel kosten im Juni 2020 nur noch rund 11 Prozent mehr als im Vorjahr, Antiallergika verzeichneten bereits einen Preisnachlass um 14 und Magen-Darm-Mittel um etwa sieben Prozent.

Bei den Hausapotheken-Mitteln ist zwar noch kein Preisnachlass in Sicht, aber hier stellt Idealo ausgerechnet ein Schmerzmittel (Ibuprofen) heraus, das im Gegensatz zu den oben genannten Zahlen um rund 36 Prozent günstiger geworden sei. Insgesamt sicher interessante Zahlen, jedoch wohl eher eine Momentaufnahme ohne stichhaltige Belege für langfristige Trends.

Denn teurer ist im Zuge der Corona-Krise fast alles geworden; weshalb vor allem damit zu rechnen sein dürfte, dass sich Verbraucher sehr viel mehr als früher über Nutzen und Notwendigkeit der einzelnen Produkte informieren.

Quelle:
Idealo