Alter schützt vor Allergien nicht

Alter schützt vor Allergien nicht

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Im Alter verändert sich unser Körper: Die Haut wird dünner, Schleimhäute verändern sich ebenso wie die Anatomie von Ohren und Nase. Betagten Menschen läuft häufiger die Nase oder sie sprechen mit heiserer Stimme. Nicht selten verbirgt sich eine Allergie hinter den Symptomen.

Wissenschaftler des Universitätsspitals Zürich haben herausgefunden, dass sich Allergien bei alten Menschen in verschiedenen Bereichen manifestieren können. Jeder Zehnte müsse damit rechnen, auch im betagten Alter noch neu an einem Kontaktekzem, einer Medikamentenintoleranz-Reaktion oder Asthma zu erkranken.

Nach Ansicht der Forscher, die ihre Studienergebnisse im Allergo Journal veröffentlicht haben, sind Veränderungen des Immunsystems im Alter dafür verantwortlich. Knochenmark und Thymusdrüse produzieren immer weniger Abwehrzellen. Hinzu kommen verminderte Konzentrationen an Zink, Vitamin D und Eisen. Folge ist eine verlangsamte Immunantwort und ein chronischer Entzündungszustand.

Ältere Patienten leiden besonders

Oft unterschätzen behandelnde Ärzte die Symptome bei alten Patienten. Ein allergischer Schnupfen (allergische Rhinitis) kann für Ältere zur Tortur werden. Das liegt zum Teil an den anatomischen Veränderungen der Nase: Mit zunehmendem Lebensalter senkt sich die Nasenspitze und die Nasenlöcher werden enger. Außerdem wachsen Nase und Ohren im Alter. Auch die Schleimhäute verändern sich. Sie werden schlechter durchblutet und sind eher trocken. Folge kann eine allergische Rhinitis sein. Immerhin 5,4 bis 10,7 Prozent aller über 65-Jährigen leiden darunter. Unbehandelt kann sich daraus eine Asthmaerkrankung entwickeln, die bei älteren Patienten häufig zu ernsten Komplikationen führt.

Probleme mit Lebensmittelallergenen können entstehen, wenn ältere Personen zur Linderung ihrer z.B. rheumatischen Beschwerden nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie ASS, Ibuprofen, COX2-Hemmer oder Diclofenac einnehmen müssen. NSAR greifen häufig die Magenschleimhaut an. Oft werden dagegen Medikamente zur Verminderung der Magensäureproduktion verschrieben, die sogenannten Protonenpumpenhemmer. Häufig bleibt so das allergene Potenzial der Nahrungsmittel erhalten, da die allergieauslösenden Proteine nicht richtig aus der Nahrung „entfernt“ werden.

Gestörte Barrierefunktion der Haut

Im höheren Alter verliert die Haut an Elastizität und Spannkraft. Sie wird dünner und bietet keinen ausreichenden Schutz mehr gegenüber körperfremden Substanzen. Neue Sensibilisierungen zum Beispiel gegen Nickel oder Kosmetika sind möglich ebenso wie Kontaktallergien gegen medizinische Salben, wie sie bei verschiedenen Erkrankungen bzw. Therapien zum Einsatz kommen (offene Beine, künstlicher Darmausgang).

Insbesondere Medikamente (Antibiotika, NSAR, Heparine) sind oft für Allergien bei alten Menschen verantwortlich. Die Wissenschaftler berichten, dass allergische Reaktionen auf Medikamente bei geriatrischen Patienten zwei- bis dreimal häufiger auftreten als bei Patienten unter 30 Jahren.

Weitere Informationen:

Die Welt

Genser JK, Schmid-Grendelmeier P (2016) Allergie im Alter. Allergo J 25 (3): 14-17